Sebi Neef vom spoosty pro.tri.team startet am 24. April bei der Challenge Gran Canaria über die Mitteldistanz. Es ist das erste Rennen in Europa in diesem Jahr und dementsprechend stark ist das Starterfeld. Neef tritt unter anderem gegen den dreifachen Weltmeister Jan Frodeno (2015, 2016 & 2019) und den zweifachen Welt-Titelträger Patrick Lange (2017 & 2018) an. Mit Letzterem hat sich Sebastian Neef gemeinsam in einem Trainingslager vorbereitet.
Dein vorerst letztes Rennen war der Triathlon Waldmünchen, den Spoosty im September 2020 veranstaltet hat, über die Olympische Distanz. Kannst du dich überhaupt noch dran erinnern, wann du das letzte Mal ein Rennen über die Mitteldistanz oder die Langdistanz absolviert hast?
(denkt lange nach) Hm, 2019 glaube ich. Was habe ich da für Rennen gemacht? Ich glaube, da muss ich passen. Oder, warte: Das müsste die Mitteldistanz beim Regensburg Triathlon gewesen sein…
Jetzt startest du beim Challenge Gran Canaria über die Mitteldistanz. Ist da jetzt besonders viel Aufregung oder Nervosität dabei, wenn man so lange keinen Wettkampf mehr absolviert hat?
Die Gefühle sind ein bisschen gemischt. Auf der einen Seite bin ich aktuell so fit wie nie zuvor in allen drei Disziplinen und dementsprechend entspannt, was die Leistung anbetrifft. Auf der anderen Seite: Angesichts des Teilnehmerfelds und der Tatsache, dass ich jetzt so lang keinen Wettkampf mehr absolviert habe, werde ich wahrscheinlich wie ein kleines Kind am Start stehen (lacht). Eine gewissen Anspannung ist aber auch wichtig und gut.
Du hast das Teilnehmerfeld schon angesprochen. Jan Frodeno und Patrick Lange sind unter anderem am Start, neben vielen anderen Top-Athleten der Szene. Mit Patrick Lange warst du vor kurzem gemeinsam im Trainingslager. Was denkst du: Wie wird das Niveau sein?
Dadurch dass der Frodeno jetzt auch dabei ist, ist es noch einmal ein ganz anderes Rennen. Es wird aller Voraussicht nach von Anfang an extrem schnell sein. Wenn du da was reißen willst, musst du von Anfang an vorn mit dabei sein. Wenn du nach dem Schwimmen mehr als zwei Minuten Rückstand hast, dann wird es extrem schwer sein überhaupt nochmal vorne anzugreifen. Insofern muss man bei diesem Rennen auf jeden Fall “all-in” gehen.
Da wird sich keiner groß zurückhalten, oder?
Auf gar keinen Fall! Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass es zur Zeit so wenig Rennen gibt. Wenn dann mal ein Rennen stattfindet, ist eben alles dabei, was Rang und Namen hat. Da hat es der ein oder andere Athlet sogar schwer überhaupt einen Startplatz zu bekommen. Jedenfalls habe ich das von dem ein oder anderen gehört. Von daher wird wahrscheinlich jedes Rennen in diesem Jahr ein “kleines” Hawaii sein (lacht).
Du hast vorhin gesagt, dass du dich so fit fühlst wie selten. Gilt das auch fürs Schwimmen? Schließlich ist die Situation momentan nicht gerade einfach, was das Schwimmtraining in Deutschland anbetrifft.
Das paradoxe an der Situation ist, dass du entweder gar nicht schwimmen kannst, oder perfekte Bedingungen hast. Zum Glück habe ich die Möglichkeit im Regensburger Westbad zu trainieren. Und die Situation da ist wirklich traumhaft. Ich habe jedesmal eine komplette Bahn für mich allein. Wer die Situation kennt, wie es normalerweise im Winter in deutschen Schwimmbädern aussieht, der weiß, was ich meine. Wenn du da nicht ein bisschen Glück hast, dann ist ein strukturiertes Schwimmtraining eigentlich kaum möglich. Von daher ist die aktuelle Situation echt geil. Heute zum Beispiel bin ich nochmal einen 400m-Test mit Neopren geschwommen, der richtig Selbstvertrauen gegeben hat für Gran Canaria.
Welche Ziele setzt du dir für Gran Canaria?
Ich habe meine Ziele jetzt um einiges realistischer gesetzt als das ein oder andere Mal in der Vergangenheit. Früher hab ich vor Wettkämpfen eher gern geträumt. Man muss im Triathlon knallhart sagen: Du musst deine Trainingsleistungen über einen konstanten Zeitraum bringen, damit du dir halbwegs sicher sein kannst, dass du diese oder jene Zeit auch im Wettkampf hinbekommst. Man weiß ja auch meistens was die anderen so drauf haben und daraus kann man dann realistische Ziele formulieren.
Und wie schätzt du dich aktuell realistisch ein?
Beim Schwimmen hoffe ich, dass es nicht mehr als eineinhalb Minuten Rückstand auf den Jan werden. Er wird im Schwimmen absolute Spitze sein. Wenn es beim Radfahren gut läuft, dann kann ich vielleicht die Lücke nach vorn sogar schließen. Beim Laufen wird man dann sehen. Ich bin jetzt im Training keinen 20er nach einem harten Radfahren gelaufen, aber ich hoffe, dass ich auf diesem Kurs eine Zeit von 1:15h hinbekomme. Und dann bist du damit in der Regel schon ganz gut dabei.
Wie sieht deine Saisonplanung über dieses Rennen hinaus aus? Hängt die auch davon ab, wie es auf Gran Canaria läuft oder steht die Planung schon komplett fest?
Auch wenn ich dieses erste Rennen nicht zu hoch hängen möchte, wird es schon eine Art Weichenstellung sein. Es würde mich aber schon überraschen, wenn der Wettkampf jetzt zeigen würde, dass ich noch große Defizite in dem ein oder anderen Bereich habe. Das glaube ich eher nicht. Von daher werden wir schon an unserem Plan festhalten den Ironman in Lanzarote Anfang Juli zu machen. Ich könnte mir sogar vorstellen, wenn dieser erste Wettkampf jetzt richtig gut läuft, noch eine zweite Mitteldistanz im Vorfeld einzubauen, z.B. in St. Pölten Anfang Mai. Das wäre dann fünf, sechs Wochen vor Lanzarote und damit eigentlich ideal.
Wir wünschen dir auf jeden Fall viel Erfolg und danke für das Gespräch!